Alles schaut nach Brasilien wo derzeit an vielen Stellen der Amazonas Regenwald brennt. Ein Blick auf die Statistik zeigt aber auch einen anderen Aspekt, der bislang kaum beachtet wird. Denn es ist beileibe nicht nur der Regenwald in Brasilien der verschwindet.

Vergleicht man die Entwicklung der Waldrodungen auf dem Nord- und dem Südamerikanischen Kontinent, dann ergibt sich ein überraschendes Bild. Denn seit 2001 sind in Nordamerika mehr Waldflächen vernichtet worden als in Südamerika.

Es stimmt schon, dass Brasilien mit 53,8 Mio. Hektar zu den grössten Waldvernichter weltweit gehört. Aber Kanada mit 40,7 Mio. Hektar und die USA mit 38,2 Mio. Hektar Verlust an Waldflächen sind in Sachen Klimaschutz beileibe auch keine Vorbilder.

Nimmt man zu den beiden Grossstaaten noch Mexiko hinzu, so übersteigt die Rodung in diesen drei nordamerikanischen Ländern seit 2001 sogar diejenige des gesamten südamerikanischen Kontinents.

Waldvernichter Nummer eins weltweit ist übrigens nicht Brasilien, sondern Russland. Mit 60,4 Mio. Hektaren an Wald, die seit 2001 verschwunden sind.

Wenn die zivilisierte westliche Welt also heute mit dem Finger auf Brasilien zeigt und die dortigen Missstände anprangert, sollte sie sich darüber bewusst sein, dass der Hunger nach Rohstoffen auch vor der eigenen Haustüre nicht Halt macht. Ganz abgesehen davon, dass der Wald in Südamerika oder Südostasien vor allem verschwindet, damit Weideflächen für riesige Viehzuchten oder Anbauflächen für Palmöl oder andere Agrarplantagen entstehen, die überwiegend dem Konsum der Bevölkerung in den Industriestaaten dienen.

Übersicht Waldvernichtung von 2001 bis 2018 gemäss Globalforestwatch: